wichtige Vorbemerkung
Update 2024
Den untenstehenden Text habe ich ca. 2016 verfasst. Damals habe ich sehr unter den vielen Dissoziativen Zuständen gelitten. Inzwischen hat sich die Situation glücklicherweise verändert. Mein letzter Krampfanfall war im April 2019 und generell dissoziiere ich mittlerweile gar nicht mehr. Auch nicht in sehr stressigen Situationen, in fremder Umgebung oder wenn mich fremde Leute anfassen.
Diese Veränderungen haben sich eingestellt, nachdem ich keine Therapie mehr hatte und ich über lange Zeit sehr viel Ruhe hatte. Ich ließ mich nicht mehr in Situationen bringen, in denen meine Grenzen überschritten wurden. Ich habe mir keinen Druck mehr gemacht, habe meine Komfortzone nicht verlassen und habe lange Zeit jeglichen Stress vermieden. Ich tue nur noch das, was mir guttut! Das hat mich so entspannt, dass ich heute auch in stressigen Situationen und bei ehemaligen Triggern wach und klar bleiben kann.
Jeder Mensch kann dissoziieren. Es gibt ganz alltägliche Situationen bei denen Menschen abschweifen, "träumerisch aussehen" und sich dabei etwas aus dem Hier und Jetzt herausziehen. Es ist uns allen angeboren. Dabei trennen wir uns von Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten. Ist es Dir beim Autofahren schon mal passiert, dass Du plötzlich am Ziel Deiner Fahrt angekommen warst und wusstest gar nicht wie Du dort hin gekommen bist? - Das ist zum Beispiel eine ganz harmlose Dissoziation.
Nicht ganz so harmlos, aber sehr schlau ist es, wenn sich das Bewusstsein in körperlich und seelisch lebensbedrohlichen Situationen, also Traumata, abschaltet. Die Seele tut das, um schreckliche Dinge zu verarbeiten und sich zu schützen. An diese schlimmen Ereignisse kann man sich hinterher nicht mehr erinnern. Ich finde, das ist eine sehr weise Überlebens-strategie.
Wenn dieses Trauma nun für immer im Unterbewusstsein bliebe und einfach vergessen wäre, dann wäre das gar kein großes Problem. Jedoch haben Traumata die blöde Eigenschaft, völlig unverhofft an die Oberfläche zu drängen und auf sich aufmerksam zu machen. Das kann sich dann u. A. in Dissoziativen Störungen äußern. Eine Störung liegt dann vor, wenn Dissoziationen sich verselbstständigen, sie treten auch auf, wenn keine wirkliche Bedrohung besteht. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein Trauma Veränderungen im Gehirn bewirkt. Dadurch stuft das Gehirn völlig harmlose und alltägliche Vorkommnisse als bedrohlich ein, die Dissoziativen Zustände treten dann unvermittelt im Alltag auf und es wird zu einer unkontrollierbaren Bewältigungsmethode.
Um das zu verdeutlichen, zähle ich einige meiner Auslöser von ungewollten Dissoziativen Zuständen auf: bestimmte Wörter, Gerüche, Geräusche, Enge, zu viele Menschen, Gruppen von Jugendlichen, Menschen die mir entgegen kommen oder von hinten an mich herantreten, grölende/wütende Menschen, Vehemenz, Kritik an mir oder meiner Mutter, unangenehme Situationen und Gespräche, Zeitdruck, alles was mich erschreckt.
Ich lebe in einer Wolke. Immer wieder sitze ich einfach da und merke, dass ich meine Wand angestarrt habe, für wie lange weiß ich nicht, ist aber auch egal, ich kann mich eh nicht erinnern, dass ich überhaupt heute morgen aufgewacht bin. Ich fühle mich leer, bin eine Hülle ohne Gefühle, komplett abgetrennt von mir. Aber wer ist schon Ich?
Wer die Harry Potter Bücher gelesen hat, erinnernt sich bestimmt an den Zauberspruch "Petrificus Totalus". Dieser lähmt das Opfer am ganzen Körper. So ähnlich kann man sich auch einen dissoziativen Stupor vorstellen. Allerdings fällt man nicht so wie in dem Video einfach um, sondern die Muskelspannung bleibt erhalten und man erstarrt in der Position in der man sich gerade befindet.
Der Begriff "Stupor" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Erstarrung". Dabei ist der ganze Körper "eingefroren", d. h. komplett bewegungsunfähig. Sebst das Blinzeln ist manchmal nicht möglich. Das Bewusstsein ist währenddessen jedoch völlig klar. Das bedeutet, man bekommt alles mit, was um einen herum geschieht oder gesagt wird. Der Geist ist jedoch gefangen und man hat keine Möglichkeit, nach außen zu kommunizieren. Ein Stupor ist meist eine heftige Reaktion auf einen Auslöser/Trigger.
Weiter oben habe ich von einigen möglichen Triggern geschrieben. Manchmal sind Gedanken, Erinnerungen oder ein inneres Bild schon genug. Es kommt vor, dass ich gar nicht bemerke, was die Erstarrung ausgelöst hat. Wenn ich frühzeitig merke, dass alles etwas nebeliger und langsamer wird, dass mein Körper schwer wird und sich versteift, schaffe ich es manchmal, mit geeigneten Skills entgegenzuwirken um den Stupor zu verhindern. Das habe ich durch viel Arbeit in der Therapie erreicht. Oft ist es aber auch, als ob ein Schalter umgelegt wird und der Stupor überfällt mich plötzlich. In der Position in der ich davon "überfallen" werde, versteinere ich auch. Mir ist es zum Beispiel schon beim Zähneputzen, Trinken und Essen passiert.
Für mich persönlich ist der Stupor eine unerträgliche Situation, denn ich finde das Ausgeliefertsein und den Kontrollverlust furchtbar. Phasenweise habe ich täglich einen dissozitativen Stupor, manchmal schaffe ich auch ein paar Tage ohne.
Gelegentlich löst sich der Stupor nach kurzer Zeit von selber, aber meist bin ich auf Hilfe angewiesen. Häufig löst sich die Erstarrung erst nach Stunden. Wenn ich alleine bin, bleibt mir fast nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis ich mich wieder "sicher" fühle. Hilfreich ist es z. B. mir selbst logische Fragen zu stellen, zu zählen oder mich im Raum umzuschauen und Dinge zu benennen. Jemand anderes könnte auch zum Beispiel das Einmaleins aufsagen oder andere Denksportaufgaben machen. Menschen, die in der Situation bei mir sind, können beruhigend mit mir sprechen und mir Skills anbieten. Zum Beispiel helfen mir sehr starke körperliche Reize (Kühlpack etc.) oder Gerüche.
Während des Stupors ist mein Körper wirklich komplett versteift. Das merke nicht nur ich, sondern auch die Menschen, die gerade bei mir sind. Selbst mit Druck kann man meine Finger und Arme nicht geradebiegen (das sollte man auch auf keinen Fall mit Gewalt versuchen). Für mich ist so ein Stupor sehr schmerzhaft und beängstigend. Vor allem wenn ich in unbequemen Positionen erstarre.
Meistens geschieht so ein Anfall in einer für mich sehr belastenden Situation. Zum Beispiel haben Kaugeräusche, Angst, eine Ärztin die mit ausgestreckter Hand zur Begrüßung auf mich zugegangen ist, Ekelgefühle und ein Ablehnungsbescheid vom Versorgungsamt oder auch einfach ein Gedanke von Innen einen Krampfanfall ausgelöst.
Die Anfälle dauern zwischen 20 Minuten bis zu ca. einer Stunde an. Die Muskeln am ganzen Körper verkrampfen sich und es kommt zu krampfartigen Zuckungen, verrenkungsähnlichen Bewegungen, Überstreckungen des Kopfes oder schüttelnden Bewegungen der Arme, Beine und des Kopfes. Dabei bin ich bei vollem Bewusstsein, ich fühle wie schmerzhaft die Verkrampfungen sind und höre und sehe was um mich herum passiert. Die dissoziativen Krampfanfälle können zwar ähnlich aussehen wie epileptische Anfälle, haben aber nichts miteinander zu tun. Nach einem Krampfanfall habe ich immer einen dissoziativen Stupor.
Siehe auch Funktionelle Neurologische Störung!
Bei der dissoziativen Bewegungsstörung kommt es zu Lähmungen oder Störungen des Bewegungsablaufes, ohne dass es dabei eine körperliche Ursache gibt. Alle Körperteile können von der Störung in unterschiedlichen Ausprägungen betroffen sein.
Ich bin von der dissoz. Bewegungsstörung betroffen. Seit Ende Juni 2016 bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Auch in den Jahren zuvor gab es immer mal Phasen, in denen meine Beine schwach oder kurzfristig gelähmt waren. Die Störung dauerte damals von ein paar Minuten bis hin zu einem Monat an. Die Beine fühlten sich taub an und das Gehen fiel mir schwer, aber ich konnte stehen und ein paar wackelige Schritte laufen.
Seit 2017 versagten meine Beine komplett, aber der Zustand hielt diesmal an. Schnell verschlimmerte sich die Bewegungsstörung und ich konnte bald gar nicht mehr aufstehen und meine Beine bewegen. Inzwischen brauche ich für den Transfer aus und in das Bett und den Rollstuhl ein Rutschbrett oder einen Patientenlifter. Meine Beine fühlen sich schwer und taub an, oft merke ich gar nicht, dass sie überhaupt da sind. Weder willkürliche noch unwillkürliche Bewegungen sind mir möglich. Auch wenn ich mich beim Schlafen umdrehe, kommen meine Beine nicht mit. Beide Arme und meine Rumpfkraft sind auch betroffen, sodass es mir schwer fällt ohne Stütze zu sitzen. Eine Kaffeetasse ist für mich zu schwer zu halten; Getränke müssen mir angereicht werden.
Update 2021: Dies ist eine veraltete Ansicht von Konversionsstörungen. Eine wesentlich ausführlichere, aktuelle und wissenschaftlich belegte Beschreibung der Funktionellen Neurologischen Störung gibt es hier.
Ich habe viele Missempfindungen der Haut. Ich merke z. B. nicht ob es warm oder kalt ist. Manchmal ist meine Haut überempfindlich, sodass mir jede Berührung (z. B. von der Kleidung) weh tut und manchmal fehlt der Haut jegliche Sensibilität.
Siehe auch Funktionelle Neurologische Störung!
Depersonalisierung bedeutet, dass sich der eigene Körper fremd anfühlt. Ich schaue in den Spiegel und erschrecke mich, weil ich die Person im Spiegel nicht erkenne. Ich schaue an meinem Körper herunter oder sehe meine Hände und habe überhaupt keinen Bezug dazu.
Derealisierung bedeutet, dass sich die Umwelt fremd anfühlt. Als ich noch vor ein paar Jahren alleine meine Wohnung verlassen habe, habe ich mich mehrmals verlaufen und war stark desorientiert, weil die Umgebung mir fremd vorkam und ich nicht erkennen konnte wo ich war, obwohl ich nur wenige Meter von meinem Wohnhaus entfernt war. Auch in der Wohnung passiert es mir immer wieder, dass ich plötzlich nicht mehr weiß wo ich bin und meine eigene Wohnung nicht erkenne.
Hier geht es zu Seele und Gesundheit.de, dort werden Dissoziative Störungen gut beschrieben. Wikipedia.