Um Unklarheiten vorzubeugen, möchten wir sagen, dass wir alle Bemühungen eingestellt haben und es scheint unwahrscheinlich, dass das Projekt jemals zustande kommen wird.
Wenn jemand anderes so ein Projekt umsetzen kann und will, dann darf meine Idee gerne weiterverwendet werden.
Wir möchten eine Pflege-WG für traumatisierte Frauen in Schleswig Holstein oder Niedersachen gründen. Unsere Idee haben wir zuerst im Juli 2018 in diesem Beitrag vorgestellt. Hier stellen wir die ersten organisatorischen Fakten, Überlegungen und Fortschritte vor. Wir suchen weiterhin nach interessierten Frauen und Menschen, die uns bei der Planung und Verwirklichung der Wohngemeinschaft unterstützen können.
Eine Pflege-WG oder auch Pflegewohngruppe ist eine Form der ambulanten Pflege – im Gegensatz zum Pflegeheim. Bisher wird diese Wohn- und Pflegeform meist von älteren, dementiell erkrankten PatienInnen genutzt. Das Konzept lässt sich aber ohne Weiteres auf andere Personengruppen übertragen.
Üblicherweise wohnen drei bis zwölf pflegebedürftige Personen zusammen in einer großen Wohnung oder einem Haus. Das kann wie eine „normale“ WG aufgebaut sein, wo jede/r Bewohner/in ein eigenes Zimmer hat; Bad, Küche und Wohnzimmer werden gemeinsam genutzt. Der individuelle, eigene Wohnraum kann aber auch ein Appartement sein, mit eigenem Bad und evtl. Küche für jede/n Einzelnen. Gemeinschaftsräume können für verschiedene Zwecke genutzt werden. Wie in jeder anderen WG schließt jede/r Bewohner/in einen Mietvertrag mit dem Eigentümer ab. Dadurch kann sich die Zusammensetzung der WG ändern – es wird immer mal wieder einen Wechsel geben. Auch hier gilt – wie üblich – dass die Gemeinschaft entscheidet, wer aufgenommen wird, wenn ein Platz frei wird.
Die Miete zahlt jede selbst. Ob jemand das aus eigener Tasche finanziert oder Sozialleistungen (Hartz IV; Grundsicherung, Wohngeld) bekommt, ist erst einmal egal.
Für unser Projekt haben wir bis jetzt noch kein Haus gefunden oder in Aussicht. Wir suchen noch nach geeigneten Immobilien und Grundstücken und überlegen, ob ein Neubau sinnvoller wäre als der Umbau eines vorhandenen Hauses.
Aus eigenen Mitteln könnten wir so ein Objekt niemals finanzieren! Also suchen wir Partner, Investoren und Förderer.
Natürlich haben wir dazu schon die ein oder andere Idee:
Um eine 24 Stunden Betreuung finanzieren zu können müssen alle Bewohnerinnen der WG einen festgestellten Pflegegrad haben.
Aus der Pflegeversicherung stehen daher jeder die Sätze für Pflegesachleistungen zu. Diese Sachleistungen werden von einem Pflegedienst erbracht, der eben die ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden, also in der WG durchführt. Welche pflegerische Unterstützung jede Einzelne braucht, ist natürlich ganz individuell.
Ein ambulanter Pflegedienst kann zum Beispiel folgende Leistungen erbringen:
Höhe der Pflegesachleistungen pro Monat:
Pflegegrad 2: 689 Euro
Pflegegrad 3: 1.298 Euro
Pflegegrad 4: 1.612 Euro
Pflegegrad 5: 1.995 Euro
Die rein pflegerischen Tätigkeiten wie Hilfe bei der Körperpflege werden natürlich individuell für jede einzeln erbracht, aber z. B. Kochen oder Beschäftigungsangebote geschehen eher in der Gruppe.
Um jeden Hilfs- und Pflegebedarf der Bewohnerinnen abzudecken, muss eine 24 stündige Versorgung organisiert und sichergestellt werden, es müssen alle erforderlichen Leistungen vorgehalten und aufeinander abgestimmt werden. In der Regel wird daher ein alleiniger ambulanter Pflegedienst von den Bewohnerinnen gewählt. Dieser erbringt Pflege, Alltagsbegleitung und die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten für die Gemeinschaft.
Die Leistungsform des Persönlichen Budgets wurde mit dem Neunten Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) zum 1. Juli 2001 eingeführt.
Menschen mit Behinderung haben seit 2008 einen Rechtsanspruch auf das Persönliche Budget. Dadurch werden die ihnen zustehenden Dienst- oder Sachleistungen in ein Budget umgewandelt. Hieraus bezahlen die Betroffenen die Aufwendungen, die zur Deckung ihres persönlichen Hilfebedarfs erforderlich sind. Als Experten in eigener Sache entscheiden sie so selbst, welche Hilfen für sie am besten sind und welcher Dienst und welche Person zu dem von ihnen gewünschten Zeitpunkt eine Leistung erbringen soll.
Neben allen Leistungen zur Teilhabe können auch andere Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen, Leistungen der sozialen Pflegeversicherung, Leistungen der Unfallversicherung bei Pflegebedürftigkeit sowie Pflegeleistungen der Sozialhilfe in trägerüber-greifende Persönliche Budgets einbezogen werden.
Damit entscheiden Menschen mit Behinderung eigenverantwortlich, selbständig und selbstbestimmt, welche Hilfen für sie am Besten sind und welcher Dienst und welche Person zu dem von ihnen gewünschten Zeitpunkt eine Leistung erbringen soll.
Über das trägerübergreifende Persönliche Budget können die Budgetnehmerinnen als Arbeitgeber/innen auftreten und „Persönliche Assistenten“ beschäftigen – mit allen Rechten und Pflichten, die das Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber regeln. Sie können aber auch Leistungen bei einer Organisation einkaufen, was einiges vereinfacht.
In Hamburg gibt es beispielsweise die Hamburger Assistenz Genossenschaft: www.hag-eg.de.
Für die zu gründende Pflege-WG bedeutet das, dass möglichst alle das Persönliche Budget bekommen sollten, damit dann darüber die notwendigen Dienstleistungen (Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft etc.) eingekauft werden können. Die Höhe des Persönlichen Budgets richtet sich nach dem individuellen Hilfebedarf. Damit die Finanzierung der 24 Stunden Betreuung sichergestellt ist, können Interessentinnen ohne Pflegegrad leider nicht aufgenommen werden.
Wenn wir unsere Idee für eine Pflege WG anderen Leuten vorstellen und unsere Vorstellungen und Wünsche schildern, kommen oft Fragen auf. Natürlich wissen wir, dass unsere Idealvorstellung nicht komplett umsetzbar sein wird und, dass an der einen oder anderen Ecke Kompromisse geschlossen werden müssen.
Wir möchten erklären, warum wir uns bestimmte Eckpunkte so vorstellen und begründen warum uns einige Anforderungen besonders wichtig sind.
Idealvorstellung:
Ein Haus mit großem Grundstück in ruhiger Lage am Ortsrand oder in einem Dorf in Norddeutschland. Der Garten sollte nicht einsehbar sein. Öffentliche Verkehrsmittel sollten erreichbar sein. Die Entfernung zur nächsten Stadt mit Therapeuten und Ärzten sollte aber nicht zu groß sein.
Grund:
Viele Menschen mit einer Traumafolgestörung sind hochsensibel und oft schreckhaft und hypervigilant. Schon ganz normaler Straßenlärm kann Stress auslösen und das Zur-Ruhe-Kommen verhindern. Naturgeräusche hingegen wirken erwiesenermaßen beruhigend und reduzieren Stress.
Da wir eine Umgebung aufbauen möchten, wo sich alle Bewohnerinnen sicher und wohl fühlen und überhaupt die Möglichkeit haben, nach Draußen zu gehen, möchten wir in möglichst ruhiger und erholsamer Lage wohnen. Komplex PTBS Betroffene haben häufig Ängste und Phobien vor (fremden) Menschen. Je mehr Menschen, Lautstärke, Gewusel auf einmal desto schlimmer. Gesunde Menschen können sich gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, wenn man vor lauter Panik nicht in der Lage ist einfach nur zum Bäcker um die Ecke zu gehen. Die Chance, überhaupt das Haus verlassen zu können, ist in ländlicher Umgebung deutlich höher als in der Stadt. Wichtiger als die Anbindung an Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten ist eine reizarme und sichere Umgebung.
Der Garten soll genauso wie die Wohnräume ein sicherer Ort sein, an dem alle sich ohne Angst bewegen können. Das geht nur, wenn wir uns unbeobachtet und geschützt fühlen. Deshalb sollte der Garten entweder mit einer Hecke umgeben sein oder so liegen, dass er nicht direkt einsehbar ist. Außerdem soll der Garten verschiedene Zwecke erfüllen:
Vor allem für die Bewohnerinnen, die noch gar nicht nach draußen auf die Straße gehen können, ist der Garten ganz besonders wichtig, um den Lebensbereich zu erweitern und sich so Schritt für Schritt weiter zu wagen.
Die WG ist ausschließlich für Frauen geplant, auch alle Pflege- und Betreuerinnen müssen weiblich sein.
Die Betroffenen, für die diese WG gedacht ist, haben Schlimmes erlebt und in den meisten Fällen waren die Täter männlich. Traumatisierte leiden unter Angst- und Panikzuständen und Flashbacks. Um einen sicheren Lebensraum zu schaffen, ist es keine Idealvorstellung, sondern ein Muss, dass keine männlichen Bewohner aufgenommen werden können.
Männliche Pflege- und Betreuungskräfte können als Trigger wirken und Symptome auslösen. Natürlich können auch Frauen triggernd wirken, aber in der Regel dürften männliche Pfleger und Betreuer eher bedrohlich wirken, völlig ungeachtet ihrer Professionalität, persönlichen Eignung und ihres Charakters. Vor allem in der Pflege, wo Körperkontakt erforderlich ist, sind für die Bewohnerinnen männliche Pfleger nicht akzeptabel.
Krisen treten bei kranken Menschen, nicht nur bei psychisch kranken, häufig in der Nacht auf. Viele Menschen mit Traumafolgestörungen werden von Alpträumen geplagt, haben Schlafstörungen oder einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus. Werden in solchen Fällen die Mitbewohnerinnen um Hilfe und Beistand gebeten, dann ist auch deren Nachtruhe gestört, außerdem wären sie damit auch überfordert und die Krise würde größer statt kleiner.
Einige Bewohnerinnen benötigen wegen ihrer körperlichen Einschränkungen Hilfe beim Verlassen des Bettes.
Daher ist es unbedingt erforderlich, dass auch in der Nacht eine Betreuungsperson anwesend ist, an die sich die Bewohnerinnen in Krisensituationen oder für pflegerische Bedürfnisse wenden können.
Aufgrund ihrer Vorgeschichte haben viele Betroffene große Probleme mit dem Zulassen körperlicher Nähe, mit dem Wahrnehmen und Schützen ihrer eigenen Grenzen, mit dem Eindringen anderer in ihren persönlichen Raum. Daher müssen alle Bewohnerinnen kognitiv in der Lage sein, die Grenzen der Anderen und die festgelegten Regeln des Zusammenlebens zu respektieren. Herausforderndes Verhalten wie Aggressivität, Impulsivität, Lautstärke wirken auf die Bewohnerinnen beängstigend und machen es unmöglich, sich sicher zu fühlen.
Bei der Auswahl der Bewohnerinnen muss auf einen guten Mix der Diagnosen geachtet werden, um negative Gruppendynamik zu vermeiden. Die Anzahl der Patienten mit einer Dissoziativen Identitätsstörung sollte gut überlegt und nicht zu hoch sein. Aus diesem Grunde denken wir, dass es Sinn machen könnte auch Frauen aufzunehmen, die eine rein körperliche Erkrankung haben.
Um Unklarheiten vorzubeugen, möchten wir sagen, dass das Projekt zwar immer noch ein großer Wunsch von uns ist, allerdings gibt es noch keine nennenswerten Forstschritte. Wir haben weder Investoren gefunden, noch haben wir ein Haus. Das Projekt ist keines, das innerhalb von kurzer Zeit umsetzbar ist. Und somit ist das auch kein Projekt für Betroffene, die möglichst schnell eine Wohnmöglichkeit benötigen. Mit einem Träger, der sich möglicherweise vorstellen kann, das Projekt umzusetzen, hat Judith (die Mutter) ein erstes Gespräch geführt. Auch durch die Corona-Krise ist das Projekt weiter ins Stocken geraten.
Judith ist diejenige die die WG plant, aber an erster Stelle ist sie meine Pflegeperson und zusätzlich arbeitet sie Vollzeit, deshalb bleibt leider sehr wenig Zeit für die Planung des Wohnprojektes. Bis jetzt haben wir auch noch niemanden gefunden, der Judith bei der Planung und Verwirklichung fachlich unterstützen kann. Wer langfristig an einer Pflege-WG für Frauen interessiert ist, kann sich trotzdem weiter gerne bei uns melden.
Bildnachweis: 796489_original_R_K_by_Rike_pixelio.de
... von Judith. (Zur Sicherheit #Werbung weil Namensnennung)
Letzten Sommer haben wir zum ersten Mal über unsere Idee einer Pflege-WG geschrieben. So ein Wohnprojekt ist natürlich nicht einfach umzusetzen und braucht Zeit. Nach und nach haben wir immer mehr Informationen gesammelt.
Heute schreibt hier Judith, die Mutter von Johanna. Auf der Suche nach der passenden Wohn- und Betreuungsform sind wir auf die Idee gekommen, selbst eine Pflege- und Betreuungs- Wohngemeinschaft für Frauen mit Traumafolgestörungen und Pflegebedarf zu gründen. Nun fragen wir uns, ob es dafür weitere Interessentinnen gibt!?
In den letzten zwei Jahren haben wir uns ganz viele Gedanken darüber gemacht, welche Wohnform für Johanna die Beste wäre. Zurzeit lebt sie ja in einer eigenen Wohnung. Solange sie noch laufen konnte und auch, als sie schon im Rollstuhl saß, sich aber selbst umsetzen konnte, klappte das einigermaßen. Ich und zwischendurch auch verschiedene Betreuerinnen halfen ihr bei allem, was sie nicht selber kann. Mit der Zeit brauchte sie aber immer mehr körperliche Hilfe, z. B. bei jedem Wechsel vom Bett in den Rollstuhl.
Zuerst, vor zwei Jahren, haben wir eine betreute Wohngruppe für traumatisierte Frauen gesucht. Alle, bei denen wir angefragt haben, können keine Rollstuhlfahrerinnen aufnehmen. Als nächstes haben wir mit einigen Pflegeheimen gesprochen, die eine extra Abteilung für „junge Pflege“ haben. Vier Heime haben eine Aufnahme von Johanna abgelehnt, weil der Pflegeaufwand zu hoch wäre oder weil sie sich den Umgang mit der Dissoziativen Identitätsstörung nicht zutrauen. Außerdem haben wir bei Besuchen dort auch deutlich gemerkt, dass das nun wirklich nicht der passende Ort für Johanna wäre.
Die Pflege Zuhause ist aber auch nicht optimal. Johanna ist doch sehr isoliert, Pflegedienste funktionieren nicht, weil die einfach an ihre engen Zeitfenster gebunden sind und so hängt alles an mir, was auf die Dauer keine Lösung ist.
Was gibt es sonst noch für Möglichkeiten? Johanna wünscht sich „ein kleines Häuschen am Wald mit Tieren und einem schönen Garten“. Also eine reizarme Umgebung mit Menschen, die verständnisvoll mit ihr umgehen.
Für Senioren mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf gibt es immer mehr „Pflege WGs“. Dabei mieten oder kaufen sich mehrere Senioren ein Haus oder eine große Wohnung und organisieren gemeinsam Betreuung und Pflege. Die Bewohner selbst gestalten ihr Zuhause und sind dabei nicht an starre Regeln gebunden, wie sie in einem Heim gelten müssen. So ein ähnliches Modell stellen wir uns auch für psychisch kranke Frauen mit Pflegebedarf vor. Für Johanna ist der Umgang mit Tieren sehr wichtig. Wir haben eine Freundin in Schleswig-Holstein, die so ein Projekt unterstützen würde. Sie ist Hundetrainerin und beschäftigt sich mit psychisch Kranken. Deshalb würden wir das Wohnprojekt gerne in der Nähe von Kiel/Eckernförde ansiedeln.
Paritätische Pflege Schleswig-Holstein gGmbH, Kiel
Betreiben mehrere Pflege-WGs / Hausgemeinschaften.
Besonders: LebensTräume Bad Schwartau
KIWA-Projekt c/o
AWO Schleswig-Holstein gGmbH
Auf der Webseite gibt es viele brauchbare Informationen. Angesprochen sind zwar immer Senioren-WGs, aber die Infos haben natürlich auch für junge Leute Gültigkeit.
HAUS "PRUDENCE"
Selbstverwaltetes Wohnprojekt mit geschütztem Rahmen
Nicht ganz das Gleiche, aber mit einigen spannenden Parallelen