Freude über den E-Rollstuhl und Wut über ableistische Ablehnung

Johanna sitzt in einem schwarzen E-Rollstuhl

Das ist ein Zusammenschnitt aus zwei Facebook-Posts von meiner Facebook Seite.

 

Ich habe im Januar 2022 meinen E-Rollstuhl bestellt, ohne vorher auf die Kostenübernahme von der Krankenkasse zu warten. Im Wissen, dass meine Mutter den E-Rollstuhl schlimmstenfalls selber zahlen muss. Ich konnte nicht mehr warten, weil der E-Rollstuhl lebensnotwendig geworden ist. Ende Mai kam er im Sanitätshaus an und am 21.06. hatte ich die erste Anprobe.

 

 

Die erste Anprobe von meinem neuen E-Rollstuhl (Meyra IChair Orbit) lief prima. Ich bin total glücklich! Nachdem wir zum Schluss noch eine kleine Runde ums Haus gefahren sind, wurde der E-Rollstuhl erst nochmal mitgenommen. Jetzt verbessern die Techniker vom Sanitätshaus noch die Kopfstützte, Rückenteil, Sitz, Armlehnen und den Beinkasten. In der kommenden Woche ist die zweite Anprobe und wenn er dann schon gut passt, kann ich ihn erstmal für eine Woche zur Probe behalten, um zu schauen, ob alles für mich wirklich optimal ist.

Ablehnung der Krankenkasse

Ich bin nicht wirklich überrascht. Die Krankenkasse hat meinen Antrag auf den E-Rollstuhl abgelehnt. Wir haben den Rollstuhl bestellt im Wissen, dass meine Mutter ihn schlimmstenfalls selber zahlen muss. Ich habe mit vielem gerechnet, allerdings nicht mit dieser Begründung:

 

„Aus keinem der vorliegenden Berichte geht eine somatische Ursache der beschriebenen Immobilität hervor, sondern eine psychogene Störung, ohne dass in den letzten Jahren eine fachspezifische Behandlung erfolgt ist.

Alternativ zur Maximalversorgung mit Hilfsmitteln, welche die Versicherte in ihrer Immobilität unterstützen und nicht die eigentliche Ursache der Störung lindern, wird die Einleitung einer fachspezifischen Behandlung empfohlen, bei der bestehenden Schwere der Erkrankung sinnvollerweise als stationäre Behandlung.“

 

Diese Aussage ist auf so vielen Ebenen falsch und verletzend! Ich habe eine neurologische Störung, die nicht offiziell diagnostiziert ist, weil ich ja schon seit Jahren nicht zu Fachärzt*innen komme. Seit Jahren habe ich keine psychiatrischen Symptome mehr. Jetzt unterstellt mir das Gutachten nach Aktenlage, dass ich es mir mit meiner Lähmung zu Hause im Bett gemütlich mache mit meinem vielen tollen Hilfsmitteln (die ich gar nicht habe) und nur zu bequem bin, um Psychotherapie zu machen, die mich ja bestimmt ganz schnell von meiner Lähmung heilen würde. Deshalb ist der Rollstuhl medizinisch ja eh nicht notwendig. Was für eine gequirlte ableistische Kackscheiße!

 

Natürlich gehe ich in den Widerspruch und HURRA, wenn mein E-Rollstuhl ganz fertig ist, kann ich ja auch zu Fachärzt*innen fahren, um ein neurologisches und psychiatrisches Gutachten machen zu lassen.