„Ich kann nicht mehr!“ eine weit verbreitete Aussage. Ich habe den Eindruck, dass der Satz oft schnell daher gesagt wird. Ich sage das auch ab und zu. Wenn ich das merke, versuche ich den Satz zu hinterfragen. Was bedeutet eigentlich „Ich kann nicht mehr!“?
Es kann bedeuten: Ich bin so erschöpft, müde, verzweifelt, deprimiert, kraftlos, ratlos, hilflos, usw. Oder auch in ganz anderem Sinne ich bin satt, meine Konzentration ist weg oder ich habe viele Physioübungen gemacht und mag nicht mehr.
Es ist ja eigentlich ganz gut festzustellen, dass man an einem Punkt angelangt ist, wo es so nicht mehr weiter geht. Aber nach jedem „Ich kann nicht mehr!“ muss man sich doch fragen: „Und was kann ich stattdessen?“
Was will ich mit dem Satz „Ich kann nicht mehr!“ ausdrücken?
- Sage ich das zu mir selbst, nüchtern und klar, dann kann ich nach Alternativen suchen, um das, was ich nicht mehr kann oder besser gesagt will zu verändern. Ich finde es zeugt von einer guten Selbstwahrnehmung, wenn man selber erkennt, dass eine Grenze erreicht ist, über die man nicht gehen möchte.
- Wenn ich den Satz aber mit weinerlichem Ton an andere Menschen richte, dann will ich in erster Linie Trost, Mitleid, Hilfe, Rettung oder einfach Aufmerksamkeit. Zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl liegt ein großer Unterschied.
- Manchmal gibt es aber einfach keine Alternativen und niemanden der helfen kann. Wenn mir klar ist, dass ich die Situation einfach nicht ändern kann, dann hilft nur Hinnehmen und radikale Akzeptanz. Dann bringt es mir nichts, zu sagen „Ich kann nicht mehr!“, weil das Leben eben immer weiter geht. Und jeder Morgen, an dem ich aufwache beweist, dass ich offensichtlich doch noch kann, auch wenn es furchtbar schwer ist.
Ich möchte sagen, dass ich mir abgewöhnt habe, zu sagen, dass ich nicht mehr kann. Es bringt nichts, ich habe meine Situation teilweise akzeptiert. Einiges ist einfach momentan nicht zu ändern, das ist halt so, Punkt. Dann ist „Ich kann nicht mehr!“ nur eine leere Worthülse oder der Ruf nach Zuwendung. Über andere Themen z. B. alternative Therapieformen, denke ich immer wieder nach und bespreche mit meiner Mutter, was wir tun können um Alternativen zu finden und sie umzusetzen. Ja, mein Leben hat wenig Lebensqualität und das meiner Mutter dadurch auch, aber ich fühle mich nicht wie ein hilfloser Marienkäfer auf dem Rücken. Auch wenn meine Lage mir oft auswegslos erscheint. Ich habe aber noch nicht aufgegeben, denn ich mache mir ja schließlich noch aktiv Gedanken, wie ich mir das Leben erleichtern kann.