Da hilft nur noch Sarkasmus

Ich möchte Euch diese E-Mail, die ich heute von einer Klinik erhalten habe, nicht vorenthalten. Seid gewarnt: Ich schwanke zwischen Belustigung, Wut und Fassungslosigkeit. 

 

„…wir haben Ihren Behandlungswunsch bei uns nun eingehend geprüft (therapeutisch, medizinisch, pflegerisch); es hat aufgrund der Komplexität Ihres Falls eine Weile gedauert.-Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen nach wirklich sorgfältiger Überlegungen zumindest derzeit kein Behandlungsangebot machen können.„

 

„Dies ist zum Einen begründet in dem pflegerisch nicht leistbaren Aufwand, zum Anderen aber auch Ihrer ansonsten derzeit nicht ausreichend gegebenen Rehafähigkeit bzw. ist uns keine ausreichende Einschätzung möglich, u.a. da man mit nicht persönlich mit Ihnen sprechen kann.“

 

  • Es tut mir sehr leid, dass ich stumm bin. Ich würde sehr gerne Therapie bekommen, um hoffentlich meine Stimme zurück zu erlangen um mit Ihnen sprechen zu können. Mein Pflegeaufwand wurde immer höher, weil ich über einem Jahr keine Therapie für meinen „komplexen Fall“ bekommen habe. Somit wurde meine Pflegebedürftigkeit immer größer. Aber ok, ich bin mir sicher, dass sich der Pflegeaufwand in nächster Zeit auch ohne Therapie auflösen wird. Sorry, dass ich nicht Reha fähig bin, daran werde ich weiterarbeiten, ohne Therapie.  

 

„Ich bzw. wir hätten Ihnen gerne ein Angebot gemacht; ich hätte es Ihnen gewünscht, dass es Ihnen wieder besser geht. Ich denke jedoch, so wie Ihre äußeren Bedingungen derzeit sind, ist eine Besserung kaum möglich. Insbesondere würde ich Ihnen dringend raten, dass Sie und Ihre Mutter eine Kontaktreduktion bzw. zumindest vorübergehende Trennung anstreben, dass Ihre Mutter insbesondere nicht mehr in Ihre Pflege eingebunden ist und Ihnen auch nicht beim Schreiben Ihrer privaten Dinge hilft etc. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich dies positiv auf Ihren Gesundheitszustand auswirken würde.“

 

  • Hahaha. Wir suchen seit August 2016 nach einer Einrichtung. Betreute Wohneinrichtungen sowie Pflegeheime, sehen aber einen zu hohen Pflegeaufwand. Herzlichen Dank! Außerdem ist mehr Abstand zu meiner Mutter von meiner Mutter und mir dringend gewünscht. Dazu würde ich gerne in eine Wohneinrichtung ziehen… Äh, achso ja, geht ja nicht… Ich hätte sehr gerne andere Pflegekräfte, leider haben bis jetzt alle Betreuungspersonen sich entweder selber aus meiner Betreuung herausgezogen, weil ihnen der Aufwand zu groß war oder sie haben sich so inkompetent verhalten, dass eine Zusammenarbeit von meiner Seite nicht mehr möglich war. Es ist nicht so, dass ich, noch meine Mutter es toll finden, dass meine Mutter seit vier Monaten auf einem Klappbett in meinem Wohnzimmer schlafen muss, damit sie mich nachts aufs Klo setzen kann.
    Also… Besserung ist so kaum möglich… hm ja, das ist ja blöd.

 

„Es tut mir Leid, Ihnen nichts anderes mitteilen zu können. Ich hoffe, Sie finden trotzdem einen Weg, eine für Sie gute Änderung zu bekommen.“

 

  • Ja, herzlichen Dank. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Mutter (Freitag, 03 November 2017 23:12)

    Ich bin es ja schon gewohnt, dass (Fach-)Leute mir äußerst misstrauische Blicke zuwerfen, wenn klar ist, dass meine Tochter eine komplexe PTBS und DIS hat. Völlig klar, dass ich als Mutter völlig versagt habe. Allein die Diagnose reicht aus, um das zu beweisen. „Aber Sie sollten deswegen keine Schuldgefühle haben, schließlich haben Sie bestimmt Ihr Bestes getan“. Ich bin es auch gewohnt, dass Therapeutinnen nicht mit mir sprechen, denn sie sind ja ihrer Patientin verpflichtet. Ob ich vielleicht auch etwas Konstruktives beizutragen hätte, interessiert nicht. Auch bin ich es gewohnt, dass meiner Tochter geraten wird, sie solle sich von mir trennen, lösen, fernhalten etc. „Abstand halten“ scheint das Allheilmittel zu sein. Verordnet, ohne uns zu kennen, von Therapeutinnen, die keine von uns beiden je gesehen haben und nicht mehr als ein paar Sätze gelesen haben. Dass es schlichtweg niemand anderen gibt, der Johanna nachts aufs Klo bringt, fällt dabei unter den Tisch. Auch wird immer geflissentlich übersehen, dass ich erfolglos mit Dutzenden Einrichtungen telefoniert und geschrieben habe, um einen Wohnplatz für Johanna zu finden. Pflegedienst und –heime abgeklappert, um zu hören, dass sie diesen hohen Pflegeaufwand nicht leisten können. Ich würde diesen Job liebend gern abgeben, so viel steht fest. Leider glauben die fernen Fachleute mir das nicht! Diese ständigen Unterstellungen von Schuld, Überbemutterung und Klammerei habe ich so satt! Ich finde es anmaßend von Leuten, so über mich zu urteilen! Diese Vorwürfe und Verurteilungen von Menschen, die mich nie gesehen, nie ein Wort mit mir gewechselt haben, machen mich wirklich wütend.