Aufgeschmissen in der Krise?

Trigger- und Jammerwarnung!

 

Lange Zeit habe ich einen weiteren Klinikaufenthalt strikt abgelehnt. Von meinen drei vorherigen stationären Aufenthalten habe ich viele schlechte Erfahrungen mitgenommen. Nun habe ich mich doch dazu entschieden, wieder in eine Klinik zu gehen, weil es so wie es jetzt ist, einfach nicht mehr weiter geht. Die niederschmetternden Antworten von 12 Kliniken, die meine Therapeutin angerufen hat war jedesmal: "Nein, mit einer Dissoziativen Bewegungsstörung und Dissoziativen Mutismus kann ich nicht aufgenommen werden". Die einzige Klinik, die mich aufnehmen muss, wäre meine hiesige Akutklinik. Dort gibt es hauptsächlich Vierbettzimmer und alle Krankheitsbilder werden auf einer Station zusammen geschmissen, auch fremdgefährdende und traumatisierte Menschen. Ich war 2012 schon einmal dort und es war einfach nur wie in einem schlechten Horrorfilm. Dort hinzugehen ist also absolut keine Alternative!

 

Es ist ganz klar, dass ich nicht alleine leben kann, weil ich es nicht schaffe, ausreichend für mich zu sorgen. Nach langem guten Zureden meiner Therapeutin habe ich den Gedanken zugelassen, in eine therapeutische Wohngruppe zu ziehen. Aber auch da stoße ich nur auf Ablehnung, weil die meisten Einrichtungen grundsätzlich nur stabile Menschen ohne Gehbehinderungen nehmen und ich dort zum Beispiel selbstständig einkaufen gehen müsste. 

 

Seit Ende Juni sitze ich dauerhaft im Rollstuhl. An manchen Tagen schaffe ich es zu Fuß vom Sofa ins Bad zu gehen, an den meisten Tagen klappt noch nichtmal das. Auf dem Foto seht ihr meinen eigenen, maßangefertigten Aktiv-Rollstuhl, der zum Glück sehr schnell von meiner Krankenkasse genehmigt wurde und innerhalb von zwei Wochen geliefert wurde. Der dissoziative Mutismus (Unfähigkeit zu sprechen, ohne eine körperliche Ursache) besteht weiterhin, eine Kommunikation ist entweder nur mit Zettel und Stift möglich oder im sehr leisen Flüsterton.

 

Ich komme aus der blöden Krise, in der ich schon seit Juni stecke, einfach nicht raus. Seit Monaten hat mich die schwere Depression fest im Griff, mein Schlafrhythmus ist komplett aus dem Ruder geraten, ich habe chronische Suizidgedanken, vor Allem und Jeden habe ich panische Angst, ich dissoziiere ständig, die Zwänge werden immer mehr und ich habe fürchterliche Schmerzen. Ich bin so müde. Hilfe bekomme ich nur von meiner Therapeutin und meiner ambulanten Betreuerin und ihrem Stellvertreter, wofür ich sehr dankbar bin.

 

Ich habe viel darüber nachgedacht, ob dies wirklich eine Krise ist, denn eigentlich ist es zu einem Normzustand geworden. Ein Zustand, der über 2 Jahre anhält. Was sich wirklich seit Juni 2016 nochmal verstärkt hat ist, dass die Depression sich ordentlich verschlechtert hat (obwohl ich vorher auch dolle Depressionen hatte). Neu ist, dass ich dauerhaft im Rollstuhl sitze und nicht sprechen kann (diese Symptome traten vorher aber auch immer mal wieder, aber für kürzere Zeit auf). Alle anderen Symptome sind der ganz normale Alltag.

 

Ich habe nun einen Antrag auf Feststellung der Erwerbsminderung bei der Deutschen Rentenversicherung gestellt, da ich immer noch ALG 2 bekomme und alle 6 Wochen eine neue Krankschreibung von meinem Psychiater brauche. Es ist ja auch wirklich nicht abzusehen, dass ich in 6 Monaten wieder arbeitsfähig bin.

Vom Widerspruchsverfahren bei dem Versorgungsamt zur Feststellung der Schwerbehinderung habe ich immer noch nichts weiteres gehört, obwohl ich schon Anfang August bei der Gutachterin war.

Ich habe vor kurzem eine neue Stellungnahme meiner Therapeutin bekommen, dort steht zum ersten Mal die Diagnose Multiple Persönlichkeitsstörung schwarz auf weiß. Zwei Therapeuten haben die Diagnose unabhängig voneinander bestätigt. Es fällt mir jedoch sehr schwer mich damit abzufinden, sehr oft zweifle ich es an, viele zu sein.

 

Die Lage sieht also ziemlich besch*** aus und keiner weiß so richtig wie es weiter gehen soll. Ich bin mit meinen Kräften schon lange am Ende, aber irgendwie muss es ja weiter gehen, auch wenn ich keine Perspektive habe. Ich gehe weiter regelmäßig zu meiner Therapeutin und sie versucht mir zu helfen, damit ich fit für die Klinik werde. Etwas anderes bleibt mir ja auch nicht übrig.