Stress mit dem Versorgungsamt

Im August letzten Jahres habe ich mich überwunden, einen Antrag bei dem Versorgungsamt auf Feststellung der Schwerbehinderung zu stellen. Das fiel mir wahrlich nicht leicht, wer möchte schon mit 24 Jahren als schwerbehindert gelten?! Dennoch denke ich, dass ich einen Schwerbehindertenausweis brauche, damit ich weniger Probleme mit dem Zutritt in Geschäften bekomme. Besonders das Merkzeichen B (Begleitperson) ist mir wichtig, da ich auf ständige Begleitung angewiesen bin. Obwohl ich immer wieder durch die Dissoziative Bewegungsstörung nicht gehen kann, weiß ich jetzt schon, dass ich keine Chance habe das Merkzeichen G (Gehbehinderung) zu bekommen.

 

Im Februar 2016 habe ich den Bescheid bekommen. Mir wurde eine Behinderung bei seelischen Leiden mit 30 GdB (Grad der Behinderung) zugestanden. Das war eine ziemliche Backpfeife! Immer wieder muss ich festellen, dass psychische Erkrankungen nicht ernst genommen werden. Nur weil man mir das Handicap nicht an der Nasenspitze ansieht, heißt es nicht, das ich nicht extrem eingeschränkt bin. Meine Ärzte fanden das auch sehr unverständlich, denn auch sie hatten meinen Zustand genau geschildert und meinen Grad der Behinderung wesentlich höher eingeschätzt.

 

Ich legte also Widerspruch ein und schrieb ganz genau und unverblümt auf, wobei und welche Einschränkungen ich habe. Das wurde eine sehr lange Liste. Ich musste wieder drei Monate warten, bis ich den Bescheid bekam. Da kam der nächste Schlag: wieder seelisches Leiden mit 40 GdB. Somit bekomme ich auch nicht das Merkzeichen B (Notwendigkeit von ständiger Begleitung). Bei der beigefügten Erklärung sah jeder, dass der zuständige Arzt null Ahnung von meinem Fall hatte und etwas völlig Unpassendes dazu geschrieben hatte.

 

Ich schaltete also einen Anwalt ein (bzw. meine Mutter erledigte das). Nachdem er mit meiner Mutter ein langes persönliches Gespräch geführt hatte, war er auch der Ansicht, dass bei mir eine "Schwere Anpassungsstörung" vorliegt, was eine Schwerbehinderung begründet. Er holte sich also meine Akte vom Versorgungsamt und prüfte sie. 

 

Nun ist er mit der Prüfung fertig und kam zu dem Schluss, dass das Versorgungsamt Zitat "ungenau gearbeitet" hat. Denn aus den Unterlagen kam noch nicht mal heraus, ob sie überhaupt alle meine Diagnosen und Einschränkungen kennen.

 

Jetzt müssen wir schauen, ob das Versorgungsamt im Widerspruchsverfahren meinen GdB erhöht, oder ob wir eine Klage einreichen müssen. Dafür habe ich eigentlich überhaupt keine Kraft. Mir kommt es so vor, als würde das Versorgungsamt erst einmal immer viel zu wenig GdB feststellen und hoffen, dass der/die Betroffene nicht weiter nachfragt. Wieso legen sie kranken Menschen wie mir solche Steine in den Weg?  

 

Ich hoffe sehr, dass ich nicht vor Gericht gehen muss und halte Euch auf dem Laufenden.

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